Monsters are Independent #28: „Buffer Wars“ – ROH und der Kampf mit dem iPPV-Stream!
Am vergangenen Samstag fand mit „Best in the World 2013“ der zweitgrößte Ring of Honor iPPV des Jahres statt. Aus der Du Burns Arena in Baltimore, Maryland wurde eine Show präsentiert, die sich rein sportlich nach einer „Must See“-Show anhört. Ein herausragendes Match zwischen Tommaso Ciampa und Michael Elgin, ein emotionaler Main Event der Briscoe Brothers, die Charakterentwicklung von Adam Cole oder auch Kevin Steens chancenloser Kampf gegen die gesamte Meute von SCUM. Alles Dinge, die sich auf den ersten Blick sehr aufregend anhören und richtig Lust machen, sich die Show anzusehen.
Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Denn einmal mehr gelang es der Company - die mit der Sinclair Broadcast Group den größten Betreiber von TV-Stationen in den USA als Besitzer hinter sich hat – nicht, einen flüssigen und qualitativ hohen Live-Stream auf die Beine zu stellen. Schon vor Beginn der eigentlichen Übertragung ruckelte das Bild bei den Promovideos, mit dem Start des iPPVs verabschiedete sich die Technik dann endgültig. Im Sekundentakt wechselte der Modus von HD-Qualität zu einem total verpixelten Bild, immer wieder sorgten das „Buffering“ sowie Zeitsprünge dafür, dass man kein einziges Match in kompletter Länge genießen konnte. Teilweise fiel der Stream sogar komplett aus, bspw. der Anfang und das Ende des TV Title Matches waren gar nicht zu sehen. Selbst ein zeitverzögertes Ansehen war durch diverse Zeitsprünge nicht möglich.
Damit reiht sich „Best in the World“ in eine Reihe von iPPVs ein, die ROH in den letzten 1 ½ Jahren in den Sand gesetzt hat. Angefangen bei den Problemen beim früheren Partner GFL.tv, über den schwarzen Bildschirm bei „Border Wars 2012“ bis hin zum Fiasko am vergangenen Samstag. Immer wenn man denkt, ROH hätte die Probleme endlich in den Griff bekommen, kommt ein noch härterer Rückschlag als beim letzten Mal, dabei dachte man eigentlich, der Ausfall im Main Event von Supercard of Honor während des Titelwechsels zu Jay Briscoe sei der traurige Höhepunkt gewesen.
Doch was ist noch viel schlimmer als ein Live-iPPV, den man sich nicht live anschauen kann? Genau, das Krisenmanagement der Company. Schon in der Vergangenheit schaffte man es nicht, die Fans zeitig zu informieren und die Probleme zu adressieren. Dies sorgte regelmäßig für großen Unmut bei den Fans, auch Kostenerstattungen und Gratis-DVDs konnten daran nichts ändern. Und auch dieses Mal war es nicht anders. Während auf Facebook und Twitter ein sogenannter „Shitstorm“ losbrach, übte sich die Company einmal mehr im ignorieren der Fans. Diese Kunst scheint man mittlerweile wirklich aufs Beste zu beherrschen. Höhepunkt dieser Scharade war allerdings, dass während des Ansturms auf Facebook und Twitter von der Company sogar noch Werbung für das eigene Produkt gepostet wurde, dies sorgte dann endgültig dafür, dass sich der Frust von zahlreichen Leuten entlud.
Die meisten nahmen es dabei mit unterhaltsamem Zynismus, ein User machte bspw. den Vorschlag, den kommenden iPPV einfach „Buffer Wars“ zu nennen, während ein anderer für sich feststellte, dass ROHs Angebot bei den iPPVS, im Paket auch gleich die DVD mitzubestellen wohl Taktik ist, damit die Fans zumindest im Nachhinein in den Genuss kommen, die Shows komplett sehen zu können. Wieder andere stellten scherzhaft die Vermutung an, die Probleme wären alles Teil der aktuellen Storyline rund um SCUM und am Ende würde man dem Stable die Schuld in die Schuhe schieben. In eine ähnliche Kerbe schlug jemand, der anmerkte, dass man das Steel Cage Warfare Match absichtlich für die Tapings angesetzt hat, damit auch wirklich alle Fans in den Genuss kommen, das Match wirklich zu sehen.
Was bedeutet dies aber nun für die Company? Die Buyrates haben schon in den vergangenen Monaten unter den massiven Problemen gelitten, wenngleich man seit Final Battle wieder auf dem Weg zum normalen Level war. Doch spätestens durch diese „Performance“ dürfte man einen Großteil erneut und vielleicht für immer vergrault haben. Zahlreiche Fans kündigten in den sozialen Medien bereits an, dass dies ihre letzte Live-Show war, vor allem Gelegenheitszuschauer dürften in Zukunft eher einen Bogen um die iPPVs machen. Dies muss nicht zwangsläufig einen großen Rückgang zur Folge haben, einige werden vermutlich einfach auf die VOD-Version warten, das Image der Company hat allerdings einen fast schon irreparablen Schaden genommen und es wird lange Zeit und intensive Fanpflege bedürfen, um dieses gestörte Vertrauensverhältnis wieder zu kitten. Bei manchen ist dies vielleicht auch gar nicht mehr möglich, wodurch nicht nur die Buyrates wegfallen, sondern möglicherweise noch Einnahmen im Merchandise-Bereich sowie für die Zusatzfunktionen auf der Website.
Aber was kann die Company im Einzelnen tun, um diese Probleme in Zukunft zu vermeiden? Ganz ehrlich, ich könnte nicht ratloser sein. Man hat sich erst vor kurzem einen neuen, angeblich exzellenten Partner im Bereich Streaming an Bord geholt, man hatte jetzt zudem rund ein Jahr seit der Trennung von GFL.tv Zeit, sich um die Probleme zu kümmern und an den richtigen Stellen zu investieren. Probleme kann es immer geben, in dieser Häufigkeit ist es aber absolut nicht mehr tragbar. Eventuell wäre eine Option, mit einem anderen Anbieter von iPPVs zusammen zu arbeiten, am Ende wird ein Erfolg aber vor allem davon abhängen, was SBG bereit ist in das Projekt Ring of Honor zu stecken. Kurzfristig könnte es eventuell helfen, ganz auf iPPVs zu verzichten und die Shows vorläufig nur noch kurz nach Ende der Show on Demand zur Verfügung zu stellen, aber seien wir ehrlich, als richtiger Fan ist man immer heiß wie Frittenfett und möchte die größten Shows seiner Lieblingspromotion live sehen und nicht erst Gefahr laufen, sich schon vorher zu spoilern.
Wichtig ist jetzt vor allem, offen und ehrlich mit der Problematik umzugehen und den Kontakt zu den Fans zu suchen. Dass man jetzt, knappe 21 Stunden nach dem Start der Show, noch immer keine Mitteilung herausgegeben hat, spricht Bände. Zudem sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass solche Dinge auch am Lockerroom nicht spurlos vorbeigehen, schon im vergangenen Jahr zog man sich den Unmut zahlreicher Wrestler auf sich, verständlich.
Die Zeit der leeren Entschuldigungen ist vorbei, jetzt müssen Taten folgen und man muss auf seine Fans hören. Dazu gehört auch, am heutigen Tag bei den Tapings einen gewissen ehemaligen Main Stream Star nicht zum World Champion zu machen…
Wie es am Ende auch kommen mag, als Wrestlingfan ist man zum Glück Leidensfähig. Daher werden wir bzw. ich der Company auch in Zukunft treu bleiben. Dennoch ist die Frustration groß und ich hoffe hiermit ein Ventil gefunden zu haben, um meinen Unmut ein wenig zum Ausdruck zu bringen. Am Ende des Tages wollen wir ja alle eh nur das Eine: Gutes Wrestling sehen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wie man jetzt schnellstens sein Geld zurück bekommt….
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