Am 15. Januar 1945 erlebte Ingolstadt den ersten größeren Luftangriff auf das Stadtgebiet. Bereits in den frühen Morgenstunden wurde auf den Stützpunkten der in Südostengland stationierten 8. US-Luftflotte (
8th Air Force) 640 Langstreckenbomber und 782 Jagdflugzeuge startklar gemacht. Der Tageseinsatz sah Luftangriffe auf Rangierbahnhöfe in Süddeutschland vor. Für das Angriffsziel Ingolstadt setzte die 1. Bomberdivision 111 Bomber der B-17 "Flying Fortress" - Fliegende Festung) ein.
Offiziell war für den 9. April 1945 kein alliierter Luftangriff auf Ingolstadt geplant und dennoch war dieser Tag zweifelsohne der schicksalhafteste Tag in der Stadtgeschichte von Ingolstadt.
Am Nachmittag überflogen zunächst dicht geschlossene Bomberformationen das Stadtgebiet, um Einsätze auf den Neuburger Fliegerhorst, das WIFO-Tanklager bei Unterhausen und den Flughafen München-Riem zu fliegen. Nachdem der feindliche Bomberverband den Stadtbereich nahezu überflogen hatte, scherten um 17:15 Uhr plötzlich zehn B-17-Bomber aus der Formation aus und flogen in einer Kehrtwende zurück. Aus einer Höhe von etwa 2500 Metern setzte eines dieser Flugzeuge über dem Altstadtgebiet ein Rauchmarkierungszeichen. Die übrigen aus südwestlicher Richtung einfliegenden neun Bomber lösten daraufhin in nur einer Minute, von 17:17 Uhr bis 17:18 Uhr völlig planlos ihre verhältnismäßig geringe Restlast von nur 29 Tonnen Spreng- und Brandbomben aus.
Etwa 100 Personen trugen bei Verschüttungen schwere Verletzungen davon und mehr als 1000 Bürger waren infolge der enormen Gebäudeschäden obdachlos geworden. Auch das Haus meiner Großeltern wurde dabei völlig zerstört. Mein Großvater erlebte den 10. April - seinen 43. Geburtstag - nicht mehr. den Der Alarmzustand endete an diesem Tag um 19:42 Uhr mit der „Entwarnung“.
Meine Oma stand alleine mit 5 Kindern vor den Trümmern ihrer Existenz. Als die Amerikaner in unserer Besatzungszone ihre Quartiere aufschlugen, hörte sie immer wieder Geschichten aus dem Land über den großen Teich. Es wurde zu einer Art "Wonderland" für sie. Sie freundete sich mit ein paar amerikanischen Soldaten an, die genauso kriegsmüde waren wie sie. Und als wieder einmal die Erzählungen von Florida und dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufkamen, fasste sie einen Entschluss: Wir suchen uns ein neues Zuhause. Sie kratzte die letzten Ersparnisse zusammen und machte sich auf den weiten Weg in Richtung Florida. Die Odysee dauerte mehrere Wochen und eines der Kinder überlebte die lange Reise leider nicht. Mein Onkel. Er war großer Sportfan. [...]
Im Sommer 1958 fand "nana" endlich ihr Lachen wieder. Sie und ihr 2. Mann, den sie in Florida kennen lernte, brachten eine gesunde Tochter zur Welt. Meine "mama". Nana und Jonathan hatten sich total in die neue Heimat und die kulturelle Vielfalt dort verliebt. Sie hatten eine Existenz aufgebaut, obwohl sie viele Jahre vorher gar nichts mehr hatten. Sie ist bis heute meine Inspiration. Sie verfiel nie in Panik, sondern blieb stets die Ruhe selbst. Sie handelte nicht überstürzt, sondern überlegte vorher genau was sie vorhat. Dafür vielen Dank "nana" ![...]
Als ich im Dezember 1988 das Licht der Welt erblickte, brauchte ich sofort eine Sonnenbrille. Man, ist es hier heiß, muss ich gedacht haben. Palmen, Sonne, Strand - das ist das Paradies. Panama City nennen sie diesen Ort also. Mein Papa Alfonso hat spanische Wurzeln. Wie viele hier in Panama City. Er lebt schon sein ganzes Leben hier, dieser Glückspilz! Ich habe 4 Brüder. Juanito ist der kleinste, er ist gerade 21 geworden und darf endlich legal alles tun was er will. Er würde gerne so sein wie ich, aber an der Bar bin ich unschlagbar...
Meine beiden Schwestern sind älter als ich und haben mir geholfen wo es nur geht. Da "mama" sehr lange arbeiten musste, halfen sie im Haushalt und halfen mir in der Schule. Ach ja, Schule... Ich hab sie gehasst. Hab viel lieber im Park gechillt oder mit Freunden Ball gespielt. Aber meine Schwestern waren auch dafür da, dass ich nicht zu viel Mist baute. Insgesamt war ich aber ein guter Junge - glaube ich zumindest. Es hat sich selten jemand wirklich beschwert. Ich habe gerne mit Actionfiguren gespielt und mir vorgestellt, wie es wäre selbst mal eine zu sein. Ein Star, ein Idol und ein echter Held. Ich übte mit Kumpels im Garten Wrestling-Moves aus dem Fernsehen. Wir spielten berühmte Matches nach. Ich wollte immer der Gute sein, derjenige, dem alle zujubeln. Einmal in einer ausverkauften Arena stehen, alle jubeln mir zu und ich habe gerade den Champion-Gürtel errungen. Das war mein Traum als Kind. Den Bösewicht geschlagen, den Kindern einen unvergesslichen Abend beschert. [...]
Ich war zufrieden mit mir und meinem Leben. Als ich älter wurde, gab es leider immer wieder Momente, in denen ich weniger glücklich wurde. Es gab eine Straßengang in unserem Viertel, die mich sehr oft als Zielscheibe sahen. Meine Geschwister waren zwar oft zur Stelle um mir zu helfen, aber ich war einfach niemand, der gut in Konfrontationen war. Sie waren mir körperlich leider überlegen und mir fehlte den Mut mich wirklich zu stellen. So beschloss ich mit 15 erste Erfahrungen im Kampfsport zu machen. Ich trainierte Judo und Selbstverteidigung, was mein Selbstbewusstsein enorm steigerte. Ich wollte nie ein Muskelprotz werden oder 2,20m groß. Ich wollte die Pendejos nie mit meiner Faust zu Brei schlagen. Ich wollte ihnen überlegen sein. Durch Technik und Verstand. Und so gelang es mir physische Konfrontationen zu lösen ohne meine chillige Seite zu verlieren. Ich verletzte niemanden, ich zeigte ihnen nur, dass man nicht alles mit mir machen kann. Diese Lehren halfen mir auch später enorm. Ich versuchte mich in Jiu-Jitsu, Mixed-Martial-Arts und nicht zuletzt Kickboxen. Ich hab gelernt einen Gegner zu analysieren und seine Schwächen zu erkennen. Ich werde nie der kräftigste Dude im Business sein, aber ich will schneller und präziser sein als alle anderen. Zudem habe ich ein Kämpferherz, dass mir von meiner Familia gegeben wurde. [...]
Ein anderes Kapitel ist meine Leidenschaft für eine gute Party. Ich werde oft als "faul" oder "unmotiviert" bezeichnet. Das sind alles Hater, die mich nicht kennen. Ich gehe kein unnötiges Risiko. Ich gehe einer Konfrontation aus dem Weg, wenn es geht. Ich liebe es zu entspannen und den Sonnenuntergang am Strand zu sehen. Sonnenbrille an, Strohhut auf und ein Schirmchen in den Cocktail. Wenn ich dann noch hübsche Gesellschaft habe, bin ich rundum glücklich. Ich bin keiner, der eine Frau benutzt. Ich respektiere sie, ich liebe sie. Meine "nana" hätte mir die Ohren langgezogen, wenn sie wüsste was ich alles so getan hab. Aber ich habe sie immer respektiert. Ich weiß mittlerweile, dass ich ein cooler Chico bin. Die Mädels mögen es, wenn jemand Selbstvertrauen hat. Ich freue mich, wenn ich merke, dass eine Chica lächelt, wenn ich ihr ein Kompliment mache. Ich lade sie gerne ein, gehe mit ihr in eine Bar und schaue den Sonnenuntergang an. Doch trotzdem suchte ich lange meine Chica fürs Leben. Diejenige, die mich nicht ausgesucht hat, weil ich gut aussehe oder mittlerweile gut verdiene. Hinter dem Playboy mit dem lockeren Spruch auf den Lippen steckt ein Chico, der im Herzen ein Familienmensch ist. Meine Mama erzog mich zweisprachig, aber ich kann mittlerweile in vielen Sprachen der Welt sagen, wie schön deine Augen sind. Und ich meine jedes Wort davon ernst. Dennoch, eine ganze Lopeznation zu haben ist unfassbar. Aber erst als ich vor 4 Jahren meine Traumfrau traf, war ich ein anderer Mensch. Sie machte mir Mut meinen Traum zu leben. Ich hatte einen öden Job als Marketingmann in einem Sportgeschäft. Ich trainierte täglich für meinen Traum ein berühmter Wrestler zu werden, doch hatte nicht den Mut es zu versuchen. Erst sie war es, die mich dazu brachte das zu tun, was mein Herz mir sagt. Und da bin nun. In meinem persönlichen "Wonderland". [...]
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